Für die Erfassung der Treibhausgasminderungspotenziale in den Projektgebieten ist es unerlässlich, vorab eine Nutzungskartierung im Projektgebiet durchzuführen. Auf der Grundlage von InVeKoS-Daten kann auf die Nutzung als Grünland oder Acker sowie die Teilnahme an Agrarumweltmaßnahmen geschlossen werden, so dass eine Schätzung möglich wird. Um die Reduktionspotenziale parzellenscharf abzubilden und um die Zeiträume einer möglichen Erhöhung der Graben- bzw. Grundwasserstände besser koordinieren zu können, müssten jedoch genauere Bewirtschaftungsdaten bekannt sein. Deshalb sollen diese Daten direkt bei den Bewirtschaftern im Pumpgebiet I (Hammelwarder Moor) abgefragt werden. Hierzu wird ein Fragebogen entwickelt. Das Grünlandzentrum wird die im Pumpgebiet I wirtschaftenden Betrieben mit Unterstützung dieses Fragebogens zu den relevanten Bewirtschaftungsdaten auf Parzellenebene interviewen und die Daten im Modul A erfassen.

Die Erhöhung der Graben- bzw. der Grundwasserstände beeinflusst die etablierte Nutzung der Grünlandflächen. Dabei sind die Auswirkungen eines angepassten Wassermanagements auf die Bewirtschaftungsmöglichkeit einzelner Flächen nicht bekannt. Denkbar sind sowohl Vorteile als auch nachteilige Auswirkungen. Als Vorteil der klimaschonenden Bewirtschaftung kann eine Verminderung der Torfmineralisierung und somit ein Rückgang von sonst üblichen Sackungen gesehen werden. Trockenperioden in manchen niederschlagsarmen Jahren können möglicherweise besser ausgeglichen werden. Nachteilig kann sich ein erhöhter Grundwasserstand auf die aktuelle Befahrbarkeit der Flächen und auf die Nutzungsmöglichkeiten bei Beweidung auswirken. 

Vor- und Nachteile der Wasserstandsregulierung sollen in Exaktversuchen untersucht und beschrieben werden, um auch aus betriebswirtschaftlicher Sicht bewertet werden zu können.

 

Versuchsanlagen

Die landwirtschaftlichen Bewirtschaftungsmaßnahmen zur Minderung der Torfzehrung und der Klimagasemissionen sollen auf die besonderen Bedingungen in den verschiedenen Wasserregimes abgestimmt werden. Um die o.g. Auswirkungen auf die Treibhausgasemissionen einerseits und die Betriebswirtschaft andererseits zu beschreiben, werden Exaktversuche mit verschiedenen Anpassungsmaßnahmen durchgeführt werden.

Parallel dazu werden verschiedene technische Innovationen in den Gebieten vorgestellt und ausprobiert; z.B. Walzentechnik sowie Ansaat- und Erntetechnik für sehr feuchte Standorte.

Die Düngung erfolgt dabei in allen Versuchsanlagen nach den Richtlinien der LWK; bei unverändertem Wasserregime werden die unten genannten Düngergaben betriebsüblich erfolgen, bei Grabenanstau ist aber möglicherweise eine Anpassung erforderlich, v.a. hinsichtlich Zeitpunkt (nach Befahrbarkeit) und Art der ersten Stickstoffgabe (mineralisch statt organisch). In einem optimal gesteuerten Be- und Entwässerungssystem (Unterflurbewässerung) soll ebenfalls ein daran angepasstes Düngekonzept entwickelt und erprobt werden. Die organische Düngung mit Gülle soll beispielsweise im heranwachsenden Bestand (etwa bei 10-15 cm Aufwuchshöhe) mit einem Schleppschuh-Parzellenfaß ausgebracht werden, um die Wirkung der verspäteten Güllegaben (bei wassergesättigten Böden ist eine Gülledüngung untersagt) zu demonstrieren.

 

Thematische Übersicht der Versuchsfragen

 

A Wasserstandsregulierung

Wie wirken verschiedene Wasserregime auf die Nutzung des Grünlandes?

A1* kontrollierte Wasserstandshaltung durch Grabenanstau mit Unterflurbewässerung

A2* kontrollierte Wasserstandshaltung durch Grabenanstau

A3* Kontrolle ohne Veränderung

B Grünlanderneuerung

Welche Maßnahmen sind zur Erhaltung/Verbesserung der Grünlandnarbe geeignet?

B1* Anwendungsvergleich: Umbruch flach, Direktsaat, Intensivpflege, Altnarbe

C Düngung bei eingekürzter Vegetationsperiode

Welche Anpassungskonzepte hinsichtlich der Düngung sind erforderlich?

C1 Mineraldünger:              Höhe und Verteilung der Düngung

C2 Wirtschaftsdünger:        Einsatztermine und angepasste Technik (Gülle mit Schleppschuh in den Bestand)

D Nutzung und Verwertung

Können die Nutzungsansprüche der Landwirtschaft bei verändertem Wasserregime und angepasster Düngungspraxis erfüllt werden? 

D1 Aufwuchswert:   Ertrag, Futterwert, Hygiene

D2 Befahrbarkeit:    Prüfung geeigneter Wasserstände, Zeiträume und Techniken

(Die mit * gekennzeichneten Faktoren werden in Exaktversuchsreihen mit dreifacher Wiederholung geprüft und (teilweise) von THG-Messungen begleitet und dokumentiert.)

 

Versuchsplan zu Exaktversuchen

Die Exaktversuche werden an insgesamt 3 Orten (Faktor Wasserstandsregime) und in 2 unterschiedlichen Mooren (Faktor Moortyp) angelegt. In allen Exaktversuchen werden verschiedene Verfahren der Grünlanderneuerung (Faktor Bewirtschaftung) geprüft und über zwei Jahre hinweg mit der nicht veränderten Grünlandnarbe verglichen. Die Auswirkung der unterschiedlichen Verfahren in Verbindung mit angepasster Düngung (vgl. 9.5.2.3) auf den Ertrag, die Aufwuchsqualität (Tier),  die Bestandsentwicklung und das Ausmaß der THG-Emissionen im intensiv genutzten Grünland werden  erfasst und statistisch ausgewertet.

Die agronomischen Exaktversuche werden zeitgleich für die Arbeitspakete „Biodiversität“ der Universität Oldenburg sowie „Treibhausgase“ des Thünen Instituts genutzt. Durch die gemeinsame Nutzung der Versuchsanlagen im Arbeitspaket Treibhausgasmessungen (5. Wiederholung), sowie im Arbeitspaket Ökosystemfolgenabschätzung (alle Wiederholungen) sind besonders günstige Voraussetzungen für eine Verknüpfung und Übertragbarkeit der Ergebnisse zu erwarten.

 

Faktoren: Moortyp, Wasserstand, Bewirtschaftung

 

Moortypen

Hochmoor (Ipweger Moor) und Niedermoor (Hammelwarder Moor)

Wasserstandsregime in drei Sektionen je Moortyp                               

  1. Unverändert bzw. frühzeitig stark entwässert
  2. Ungeregelte Wasserhaltung im Frühjahr / Sommer (Anstauvarianten)
  3. Unterflurbewässerung mit aktiver Zuwässerungsmöglichkeit

(angestrebt: Optimierte Wasserführung aus Sicht Torferhalt und Bewirtschaftung)

Bewirtschaftungsvarianten in jeder der drei Sektionen

  1. Altnarbe organisch-mineralisch gedüngt                 
  2. Neuansaat Direktsaat ohne Umbruch (Frühsommer, Schlitzsaat)
  3. Neuansaat mit flachem Umbruch (Frühsommer Schälpflug, Fräse)
  4. Pflegevariante (Intensivnachsaat 2 x jährlich, regelmäßig Walzen, Striegeln etc.)

 

Düngeregime für die Versuche der Moorstandorte

Bewirtschaftungs- und Düngemaßnahmen sind im Rahmen der Empfehlungen der Landwirtschaftskammer am Vegetationsbeginn sowie der Befahrbarkeit der Flächen auszurichten.

Die Düngung der Varianten erfolgt im Rahmen dieser Empfehlungen nach Bedarf intensiv bzw. angepasst an die jeweiligen Bewirtschaftungs- und Nutzungsmöglichkeiten in den 6 Abteilungen. Genaue Dokumentation erforderlich.

Die Standardvariante erhält aus organischer Gülledüngung 60 kg ha-1 Ammoniumstickstoff zum 1. Aufwuchs, NH4 aus Gülle wird in ein bis zwei Gaben für alle Aufwüchse gegeben (theoretische Nachwirkung der org. Düngung):

Schnitttermine                      1.                     2.                     3.                     4.         Summe

Stickstoffdüngung

Gülle N-mineralisch                    30                    30                    -                      -           60  ( 60)

N-Ergänzung mineralisch:           60                    40                    40*                  (40)     140 (180)

Standardvariante                  90*                  70*                  40*                  (40)     200 (240)

Grunddüngung

P2O5 kg / ha:                         30                    30                   -                       -            60

K2O kg / ha:                           100                  100                  -                       -         200

 (Werte in Klammern gelten nur für Hochmoor) *Summe N mineralisch aus Gülle und Handelsdünger

 

Betriebswirtschaft

Die in Exaktversuchen ermittelten Daten dienen als Grundlage für eine betriebswirtschaftliche Bewertung der verschiedenen Maßnahmenpakete mit und ohne Wasserstandsanhebung in den untersuchten Moorgebieten. Die agronomischen und ökonomischen Konsequenzen für die Landwirtschaft sind dabei zunächst in Bezug auf die Einzelflächen (Deckungsbeitrag) zu bewerten. In Verbindung mit den ermittelten Daten zum Standort und zur Nutzung auf Parzellenebene (Regionalisierung) können die Ergebnisse zusätzlich für eine Modellierung auf regionaler Ebene genutzt werden. Für die einzelbetriebliche Betrachtung kann diese Regionalisierung von großem Nutzen sein, wenn es darum geht in einem größeren Meliorationsgebiet mehrere Betriebe planerisch zu begleiten, z.B. bei „Flurbereinigungsverfahren in Verbindung mit Flächenmanagement für Klima und Umwelt“.

 

Klimaschutzbewertung

Bei den Feldemissionen handelt es sich um eine von mehreren Treibhausgasquellen, die für eine sachgerechte Klimaschutzbewertung zu berücksichtigen sind. Die ausschließliche Betrachtung der Feldemissionen gestattet noch keine Aussage über die Klimaschutzwirkung. Die Daten fließen deshalb in die integrierte Klimaschutzbewertung ein. Für die integrierte Klimaschutzbewertung sind zusätzliche Daten über den Betriebsmitteleinsatz (z.B. Düngemittel, Treibstoffe), die Ernteerträge und Aufwuchsqualitäten und gegebenenfalls die Art des Ausgleichs von Ertragsunterschieden erforderlich. Die Bewertung der ökonomischen Folgen und der Klimawirksamkeit (Effizienz) von Maßnahmen soll sich zunächst auf Einzelflächen beziehen.

Auf der Grundlage der Treibhausgasemissionen aus

  1. der Fläche
  2. plus dem Betriebsmitteleinsatz
  3. plus dem Ausgleich gegebenenfalls auftretender Ertragsdifferenzen

wird eine sachgerechte flächen- und produktbezogene Klimaschutzbewertung unterschiedlicher Bewirtschaftungssysteme vorgenommen.

Die Verknüpfung der ermittelten Treibhausgasveränderung mit dem Ergebnis der ökonomischen Begleituntersuchungen ermöglicht eine Ausweisung der Treibhausgasvermeidungskosten unterschiedlicher Bewirtschaftungsweisen.

 

Handlungsoptionen und Beratungsgrundlagen

Dieser Teil betrifft die Auswertung und Zusammenführung der Messergebnisse aller beteiligten Partner. Es müssen sowohl geeignete Methoden für die wissenschaftliche Auswertung als auch für die Umsetzung durch die handelnden Praktiker (Bewirtschafter) gefunden werden. Handlungsoptionen und Beratungsgrundlagen sind auf der Basis klimaschutzorientierter und gleichzeitig betriebswirtschaftlich orientierter Moorbewirtschaftung für die Praxis zu ermitteln. Die abzuleitenden Beratungsgrundlagen  sollen in enger Kooperation mit dem Grünlandzentrum und den weiteren Projektpartnern durch die Landwirtschaftskammer Niedersachsen formuliert werden.

 

 

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