Dr. Bärbel Tiemeyer vom Thünen Institut (rechts) erläutert die Klimagasmessung unter den Plexiglashauben im Hammelwarder Moor. Foto: Grünlandzentrum
Rastede/Ovelgönne. Treibhausgasemissionen aus Moorgebieten reduzieren und dabei die Wertschöpfung für landwirtschaftliche Betriebe erhalten – diese Ziele hat sich das in Deutschland bisher einmalige Verbundprojekt SWAMPS (englisch für Sümpfe) gesteckt. Drei Jahre lang führen dazu die Universität Oldenburg, das Braunschweiger Thünen Institut, die Landwirtschaftskammer Niedersachsen sowie das Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie (LBEG) zusammen mit Landwirten Versuche auf landwirtschaftlich genutztem Moorgrünland durch. Die Koordination hat das Grünlandzentrum Niedersachsen/Bremen e.V. in Ovelgönne inne. Zur Halbzeit der Projektlaufzeit trafen sich nun die Projektpartner, Landwirte, Vertreter der Wasser- und Bodenverbände sowie Mitarbeiter aus anderen Moorprojekten in Rastede und diskutierten erste Ergebnisse.
„SWAMPS ist auf einem guten Weg“, bilanzierte Projektleiterin Dr. Kristine Jung vom Grünlandzentrum.
Dabei bezog sie sich auf die beiden Versuchsflächen im Hammelwarder Moor (Niedermoor) und im Ipweger Moor (Hochmoor) im Landkreis Wesermarsch, auf denen die Projektbeteiligten untersuchen, wie sich Wasserstand, Emissionen und Wirtschaftlichkeit zueinander verhalten. Grundsätzlich gilt: Je feuchter das Moor, desto geringer die Emissionen von Kohlendioxid. „Über ein gezieltes Wasserstandsmanagement testet SWAMPS deshalb, wie nass die Flächen sein dürfen, wenn sie gleichzeitig für die Landwirte noch bewirtschaftbar bleiben sollen. Dafür wollen wir konkrete Lösungsoptionen erarbeiten“, erklärte Dr. Arno Krause, Geschäftsführer des Grünlandzentrums.
Dazu werden die Versuchsflächen in beiden Moorgebieten in drei Abschnitte unterteilt: eine Vergleichsfläche, die nicht reguliert wird, eine Fläche, die über Wassergräben eingestaut wird und eine Fläche, in der der Wasserstand über eine sogenannte Unterflurbewässerung mittels Drainagen angehoben wird. Im Grabeneinstau zeigten sich dabei durchaus Probleme. „Die Moorwasserstände sind sehr variabel und reagieren nachhaltig auf Niederschlagsereignisse. Nach Niederschlägen bleiben sie tagelang hoch. In Trockenperioden fallen die Moorwasserstände stärker ab“, sagte Merten Minke vom LBEG. Die Unterflurbewässerung dagegen habe die Erwartungen erfüllt, die Wasserstände seien höher und stabiler. Landwirte können also – vor allem in nassen Perioden – die Flächen besser befahren. Gleichzeitig werden die Torfe in den Sommermonaten durch höhere Wasserstände besser vor einem Abbau geschützt.
Wie sich die Bewässerung auf den landwirtschaftlichen Ertrag von Grünland auswirkt, stellte Gerd Lange von der Landwirtschaftskammer vor. Die Versuchsflächen in den Moorgebieten wurden dazu weiter unterteilt in Abschnitte mit verschiedenen Ansaatvarianten: Auf einem Abschnitt wurde die Altnarbe belassen, auf dem zweiten erfolgte eine Direktsaat, auf dem dritten eine Neuansaat nach Umbruch der Grasnarbe. „Die Neuansaaten konnten sich erst im Verlauf der Vegetation 2017 voll etablieren. Im Mittel beider Moorgebiete zeigten sich im ersten Versuchsjahr Altnarbe und Direkteinsaat deutlich ertragsstärker“, sagte Lange. Insgesamt wurden vier Aufwüchse in den Versuchsflächen geerntet. Die Ergebnisse dienen als Referenz für das laufende und kommende Jahr.
Über die laufenden Treibhausgasmessungen berichtete Dr. Bärbel Tiemeyer vom Thünen Institut aus Braunschweig. Alle zwei Wochen, nach Düngung auch öfter, messen Tiemeyer und ihr Team auf den Versuchsflächen Lachgas und Methan. 13.500 Proben kommen auf diese Weise über das Jahr gerechnet zusammen und müssen später im Labor analysiert und ausgewertet werden. Kohlendioxid wird alle drei bis vier Wochen in ganztägigen Messkampagnen gemessen. Derzeit steht die Berechnung von Treibhausgasbilanzen anhand dieser Messwerte, Wetterdaten und einem mathematischen Modell an.
Jana Packmor von der Universität Oldenburg berichtete, dass die Anzahl der Pflanzenarten im Vergleich zu Voruntersuchungen im Jahr 2016 leicht zugenommen habe, was wahrscheinlich auf die Maßnahmen zur Grünlandnarbenerneuerung zurückzuführen sei. Im Vergleich zu sonstigem Grünland seien die Versuchsflächen aber mit einer mittleren Anzahl von neun Arten pro Quadratmeter eher artenarm. „Ob die Wasserstandsregulierungen einen Einfluss auf die Diversität und Abundanz der Heuschreckenfauna haben, wird sich frühestens nach abgeschlossener Erfassung im Folgejahr zeigen“, sagte Jana Packmor.
Wie sich die unterschiedlichen Bewirtschaftungen und das Wassermanagement auf Nährstoffflüsse in Böden und angrenzenden Gräben der Versuchsflächen auswirken, untersucht die AG Bodenkunde der Universität Oldenburg. Sarah Landscheidt und Prof. Luise Giani erläuterten, dass Nitrat-Stickstoff ausgewaschen wird, Phosphat und Ammonium-Stickstoff sogar erheblich. Für Phosphat und insbesondere für Ammonium sind in den angrenzenden Gräben hohe Werte gemessen worden, was auf eine Gewässereutrophierung hinweist. Generell verursache ein Umbruch der Grasnarbe eine Nährstoffmobilisierung, insbesondere für Nitrat, so die Wissenschaftlerinnen.
Dr. Heinrich Höper vom LBEG beleuchtete zum Abschluss des halbtägigen Workshops Vor- und Nachteile einer Unterflurbewässerung, die er für ein vielversprechendes Verfahren hält, um Treibhausgasemissionen zu reduzieren und so einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten. Eine Projektverlängerung um weitere zwei Jahre über 2019 hinaus wird von den Partnern als sinnvoll erachtet.
Nach dem Workshop ging es hinaus aufs Versuchsfeld im Hammelwarder Moor. Merten Minke und Dr. Heinrich Höper (von links) vom LBEG erläuterten die Pumpvorrichtung für die Unterflurbewässerung. Foto: Grünlandzentrum
Im Hammelwarder Moor liegt eine der Versuchsflächen von SWAMPS. Foto: Grünlandzentrum